Das Kultusministerium unterstützt ein neues und bundesweit einzigartiges Pilotprojekt am Bodensee, das darauf abzielt, einen beruflichen Aufstieg gering qualifizierter Erwachsener zu ermöglichen und damit ihr Fachkräftepotenzial zu erhöhen. Im Zentrum steht die Zusammenarbeit zwischen den beiden Jobcentern Friedrichshafen und Konstanz mit den dortigen Volkhochschulen sowie der Volkshochschule Bodenseekreis. Zudem ist der Volkshochschulverband Baden-Württemberg beteiligt.
Ziel ist es, arbeitslosen und gering literalisierten Erwachsenen die Voraussetzungen für eine Höherqualifizierung über
die Teilnahme an neu entwickelten Kursen zur arbeitsorientierten Grundbildung zu vermitteln. „Die Zusammenarbeit der beteiligten
Einrichtungen in der Grundbildung ist ein wichtiger Schritt, um gering qualifizierte Arbeitslose und Beschäftigte zu
unterstützen. Hier besteht ein großes Potenzial, um Fachkräfte zu gewinnen“, unterstreicht Kultusministerin Theresa
Schopper. Schließlich seien rund 27 Prozent der geringer qualifizierten Beschäftigten laut Universität Hamburg auch gering
literalisiert, bundesweit insgesamt 2,4 Millionen Menschen (Stand 2018). Grundbildungskurse bieten ihnen die Möglichkeit, zur
Fachkraft aufzusteigen, wie sich in bisherigen Projekten des Kultusministeriums in der arbeitsorientierten Grundbildung vielfach gezeigt
hat.
Über Mittel der ressortübergreifenden Initiative WEITER.mit.BILDUNG@BW unterstützt das Kultusministerium die Koordination bei der
Zusammenarbeit der fünf Einrichtungen in diesem Grundbildungsnetzwerk. Die Kurse werden größtenteils von den Jobcentern und
teilweise vom Ministerium getragen. Grundlage des Projekts, das auch als Best-Practice-Beispiel für die Nationale
Weiterbildungsstrategie dient, ist eine schriftliche Vereinbarung aller Partner.
Die Teilnehmenden werden in den Kursen „Grundbildung am Bodensee“ in 320 Unterrichtseinheiten neun Monate lang nicht nur im
Lesen, Schreiben und Rechnen geschult, sondern auch im Bereich der digitalen Grundbildung. „In den Kursen geht es um viel mehr als um
Lesen und Schreiben. Mit Bewerbungstrainings, Infos über Berufsfelder oder Betriebsbesichtigungen wollen wir vor allem die
Berufschancen der Teilnehmenden deutlich verbessern“, sagt Kultusministerin Schopper. Zudem vermitteln die Kurse grundlegende
Kenntnisse und Kompetenzen für den Alltag. Berater der Jobcenter und Sozialpädagogen unterstützen sie zusätzlich. Im
Anschluss an die Kurse sind fortführende Qualifizierungen, eine Ausbildung oder eine direkte Arbeitsaufnahme möglich. Der erste
Kurs in Friedrichshafen beginnt am 8. April.
Nach zwei Jahren wird Bilanz gezogen und eine Übernahme des Modells durch andere Jobcenter und Volkshochschulen etwa bei den
Grundbildungszentren des Landes geprüft. Aufgabe des Volkshochschulverbands Baden-Württemberg als Projektpartner ist es, die
Kooperation bei einem Erfolg auf andere Volkshochschulen zu übertragen.
Weitere Informationen
Die Weiterbildungsoffensive WEITER.mit.BILDUNG@BW wurde im Februar 2021 beschlossen. Neben dem Ministerium für
Kultus, Jugend und Sport sind das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus und das Ministerium für Wissenschaft,
Forschung und Kunst Teil der Weiterbildungsoffensive. Unter einem Dach bringen die beteiligten Ressorts in Baden-Württemberg
gemeinsame wie auch eigenständige Maßnahmen zur Weiterbildung auf den Weg. Die Landesregierung nimmt für die
Weiterbildungsoffensive bis 2024 40 Millionen Euro zusätzlich in die Hand.